Stammbaum erstellen

Stammbaum erstellen in 5 einfachen Schritten

Wenn du noch am Beginn deiner persönlichen Ahnenforschung stehst, fragst du dich vielleicht: Wie fange ich an? Wie erstelle ich meinen Stammbaum? Wie komme ich an die erforderlichen Unterlagen?

Ich empfehle eigentlich immer, mit den folgenden 5 Schritten zu beginnen. Wenn du sie alle beherzigst, wirst du schnell einen stattlichen Bestand an Daten zusammentragen können die deinen persönlichen Stammbaum wachsen lassen.

1. Schreib alles auf, was du weißt

Fang auf jeden Fall zuerst bei dir an. Nimm dir ein weißes Blatt Papier und schreibe erstmal alles auf, was du selber im Kopf hast. Wie heißen deine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern? Wie viele Geschwister hatten deine Eltern und wie heißen sie? Wann und wo wurden sie geboren? Dadurch bringst du mit Sicherheit sehr schnell 3 Generationen zu Papier und kannst dir sehr schnell einen Überblick verschaffen, wen aus deiner Verwandschaft du für deine weiteren Recherchen befragen kannst.

2. Frag Verwandte, und zwar ALLE!

Und lass dir geraten sein: mach das so schnell wie möglich. Ich kann meine Großeltern leider nicht mehr zu ihrer Geschichte befragen, obwohl ich heute mehr denn je wünschte es zu können. Auch wenn jemand meint, dass er nichts von Interesse beitragen kann („ach was soll ich da schon erzählen“), so ergibt sich doch oft die ein oder andere interessante Anekdote, wenn die Person erstmal ins Erzählen kommt. Wenn du das Gefühl hast, dass sich jemand gar nicht mit der Vergangenheit auseinander setzen möchte, solltest du dies natürlich respektieren.

Vielleicht gibt es auch noch alte Familienstammbücher oder sonstige Urkunden (Ahnenpässe, Ariernachweise) die in alten Eichenschränken schlummern. Auch Fotos werden für deine weitere Recherchen von unschätzbarem Wert sein. Du wirst selber am besten einschätzen können, welche Dokumente deine Verwandten dich einsehen lassen.

Glaub mir, deine Verwandten nicht zu befragen, ist einer der größten Fehler, den du in der Ahnenforschung machen kannst. Mach es besser als ich und nimm direkt Kontakt auf.

3. Entscheide dich für einen Familienzweig

Schätzungsweise bist du an dieser Stelle mindestens bis zur Generation deiner Großeltern (oder gar Urgroßeltern?) gekommen. In meiner eigenen Ahnenforschung ist das die Generation, bei der es sich aufgrund der Vorkommnisse im zweiten Weltkrieg in die unterschiedlichsten Regionen verzweigt. Ein Teil meiner Urgroßeltern stammt aus Schlesien, ein Teil aus dem Banat (heute Serbien und Rumänien) und der überwiegende Rest aus Deutschland. Da es gerade zu Anfang schnell unübersichtlich wird (denn die Anzahl der Vorfahren verdoppelt sich ja in jeder Generation), solltest du jetzt erstmal festlegen, an welchem der vier Familienzweige (Großmutter/ -vater väterlicherseits, Großmutter/-vater mütterlicherseits) du weiterarbeiten möchtest. Ich habe mich zu Beginn meiner Familienforschung ausschließlich auf den Zweig meines Urgroßvaters (mütterlicherseits) befasst, da dieser Teil der Familie aus Paderborn stammt und ich in den Archiven hier vor Ort recht schnell erste Recherchergebnisse erzielt habe.

Vielleicht möchtest du auch nur an einer Vorfahrenlinie weiterarbeiten, weil du mehr über die Herkunft des Familiennamens erfahren möchtest? Über all diese Dinge solltest du dir zunächst Gedanken machen, bevor du mit Punkt 4 weitermachst.

4. Kontaktiere die Standesämter

Geburten, Heiraten und Sterbefälle in Deutschland ab 1874 bis heute werden durch die Standesämter dokumentiert, und zwar immer am Ort des Geschehens. Heiraten haben auch zum Ende des 19. Jahrhunderts oft noch am Wohnort der Braut stattgefunden. Ein Vorfahre von mir ist während einer Geschäftsreise verstorben, da hat es etwas gedauert bis ich dahinter gekommen bin, welches Standesamt zuständig ist. Nachdem du die Zuständigkeit geklärt hast, empfehle ich dir zunächst telefonisch Kontakt aufzunehmen. Damit erhältst du eine direkte Rückmeldung zu anfallenden Gebühren und Form der Antragsstellung. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass direkte Nachfahren der Person in der Regel keine Probleme haben, Kopien einer Personenstandsurkunde zu erhalten. Gleichzeitig erfährst du durch ein Telefonat, ob dem Standesamt die jeweiligen Urkunden überhaupt vorliegen. Einige Standesämter lagern nach Ablauf der Sperrfristen die Personenstandsbücher in Archive aus, oder noch schlimmer: die Urkunden sind durch Kriegseinwirkung oder sonstige Gründe vernichtet.

Aus den standesamtlichen Urkunden kannst du sehr viel über eine Person erfahren: wann und wo sie geboren ist, wer die Eltern waren usw. . Manchmal enthält eine Urkunde sogar einen Randvermerk, einen kleinen Hinweis auf weitere Ereignisse im Leben dieser Person (Geburt weiterer Kinder, Sterbeort und -Datum…). Das wird dir im Verlauf deiner weiteren Recherchen von großer Hilfe sein.

5. Besuche die Archive

Für alle familiengeschichtlichen Ereignisse vor 1874 sind die Kirchenbücher die wichtigsten Quellen. Je nachdem um welchen Ort und welche Konfession es sich handelt, werden diese in Bistums-, Personenstands- oder Pfarrarchiven aufbewahrt. Hier beginnt jetzt der eigentliche Spaß. Denn wenn du erstmal den ersten handschriftlichen Eintrag zu einem deiner Vorfahren gefunden hast, wirst du sehr schnell mehr über seine Familie wissen wollen. Wann hat er geheiratet? Wie viele Kinder hatte er? Wann und wo ist er gestorben? So kommt eins zum nächsten und ehe du dich versiehst, steht der Archivar neben dir und weist dich freundlich darauf hin, dass das Archiv in 10 Minuten schließt….

Wenn du diese fünf Schritte auch in der genannten Reihenfolge beherzigst, wirst du sehr schnell erste Erfolge erzielen. Aber bitte vergiss niemals:

Zeichne alle Informationen auf

Dokumentiere von Anfang an alle wichtigen Informationen. Wenn Du Verwandte befragst, nutze die Sprachnotizfunktion auf Deinem Handy (natürlich nachdem Du Dir das Einverständnis aller Beteiligten eingeholt hast). Wenn Du in Archive gehst, fertige – wenn erlaubt – Kopien oder Fotografien der Dokumente an. Schreib bei Kirchenbüchern den gesamten Inhalt des jeweiligen Eintrags ab, auch Informationen zu Taufpaten oder Trauzeugen. Die Informationen werden eines Tages noch sehr wichtig sein, das kann ich dir versprechen.

Ob du in deiner Ahnenforschung zukünftig eher digital oder mit Papier unterwegs bist, musst du selber entscheiden. Ich habe grundsätzlich von jedem Dokument und von jeder Notiz eine digitale Kopie abgespeichert. Gleichzeitig habe ich alles, was ich jemals in Papierform erhalten habe, in Handakten abgelegt. Einfach weil ich auch gerne blättere und mir anschaue, was ich zu einer Person bereits zusammengetragen habe. Damit du die Informationen wiederfindest, solltest du dir auch über ein Ablage- bzw. Nummerierungssystem Gedanken machen. Wenn du wissen möchtest, welche ich nutze, schau mal hier vorbei: Mein Ordnungssystem.

Leg los!

Und, hat es dich jetzt gepackt? Möchtest du dich jetzt sofort in ein Archiv stürzen oder doch endlich mal Tante Gertrud besuchen, die immer so viel von früher erzählt hat, was dich aber nie wirklich interessiert hat? Dann mal los. Wenn es jetzt aber gerade spätabends oder Wochenende ist, empfehle ich dir vorab noch den Beitrag über meine persönlichen Top 3 der kostenlosen Websites für die Ahnenforschung. Vielleicht gibt es dort die passende Seite, auf der du fündig wirst. Direkt und kostenlos!

Ach so, du weißt gar nicht, wo du anfangen sollst zu suchen? Kein Problem, hier gibt es Hilfe: Wo finde ich was? Der ultimative Fahrplan für deine Ahnenforschung. 

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Menschel

    Ich verwende folgende Generationsbezeichnungen: Eltern; V = Vater M=Mutter (vs oder ms)
    Großeltern GV GM
    Urgroßeltern UGV UGM
    Alteltern AV AM
    Altgroßeltern AGV AGM
    Alturgroßeltern AUGV AUGM
    Obereltern OV OM
    Obergroßeltern OGV OGM
    Oberurgroßeltern OUGV OUGM etc Stammeltern über Ahneneltern, Urahneneltern, Erzeltern bis Erzahneneltern

  2. Sylvia Rohwer

    Hallo,
    OMG, wenn man das alles liest, wird mir ganz anders! Ich möchte anfangen einen Stammbaum zu erstellen, aber das scheint ganz schön kompliziert zu sein!?!
    Ich bin 64 Jahre alt, ist es nicht schon zu spät damit zu beginnen? Der Stammbaum hat mich schon immer fasziniert, aber ich habe mich nie getraut damit anzufangen. Es gibt in meiner Familie nur noch meine Eltern. Mit meiner Mutter habe ich schon oft über meine Großeltern geredet. Meine Vater ist leider dement, den kann ich leider nicht fragen.
    Lieben Gruß
    Sylvia

  3. Klaus Bunse

    Hallo Sabrina,
    noch eine hilfreiche Seite!
    Da ich die Benennungen „(Ur-)Großvater väterlicherseits“ u.ä. viel zu umständlich finde, tüftle ich an einem Kürzelsystem wie „Mu-Mu“ oder „Va-Mu-Va“ usw. für meine Recherchenotizen.
    Was benutzt du? Oder andere Leser und Leserinnen deines Blogs?
    VG

  4. Guten Tag, Sabrina!
    Diese Seite finde ich sehr gut und informativ. Ich möchte die Arbeit meiner Vorfahren fortsetzen, sie haben 1990 15 frühere Ahnenstämme erfaßt, und ich möchte nun von 1990 bis jetzt aufarbeiten, um nächstes Jahr nach 30 Jahren eine große Feier zu machen.
    Nun brauche ich Hilfe:
    – Wie sieht es mit dem Datenschutz/ DSGVO aus? Datenschutzerklärung von mir und einzelne Einwilligungen nötig?
    – Gibt es eine WIKI, die man auf seine Homepage packen kann, damit man alleine oder im Team daran erfaßt?
    Vielen Dank für Tipps
    Joe Wengerter

    1. Sabrina

      Hallo Joe,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Schön dass dir meine Arbeit gefällt.
      Dann will ich mal versuchen, deine Fragen zu beantworten:

      – Die rechtliche Grundlage für den Datenschutz bildet nicht die DSGVO, sondern im Wesentlichen das Personenstandsgesetz. Aber du hast Recht mit deiner Vermutung, dass du möglicherweise Einwilligungen der jeweiligen Personen benötigst. Zumindest um innerhalb der Sperrfristen Auskünfte bei Kirchenämtern und Standesämtern zu bekommen, sofern du kein direkter Nachfahre der gesuchten Person bist. Für weitere Details schau doch mal in meinen Beitrag „Wo finde ich was – der ultimative Fahrplan für deine Ahnenforschung“. Dort habe ich auch beschrieben, was im Hinblick auf die Sperrfristen zu beachten ist.

      – Ein Wiki o.ä. gibt es meines Wissens nicht. Ich habe aber schon oft von Webtrees gehört. Das ist eine kostenlose Software, die über eine die eigene Hompage eingebunden werden kann. Sie ermöglicht, dass mehrere Personen gemeinsam an einem Stammbaum arbeiten können (erfassen, ändern oder einfach nur ansehen). Ich habe mit der Anwendung im Rahmen der Erstellung eines Ortsfamlienbuches gearbeitet. Zur technischen Seite kann ich dir leider nicht viel sagen sagen. Weitere Infos findest du hier: https://www.webtrees.net/index.php/en/

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Ich bin Sabrina, Ahnen- und Familienforscherin sowie kreativer Kopf hinter der Stammbaum Manufaktur. In diesem Blog schreibe ich über alles, was dir bei der Suche nach deinen Wurzeln weiterhilft.

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