Ahnenforschung 6 Fehler

Die 6 größten Fehler in deiner Ahnenforschung

Ich habe schon mit so vielen Leuten gesprochen, die sich zeitweise für das Thema Ahnenforschung begeistert haben. Und dann aber auch genauso schnell wieder aufgehört haben. Weil sie nicht so wirklich weiter gekommen sind oder erst gar keine passenden Ergebnisse gefunden haben. Damit dir das nicht passiert und du lange Spaß und vor allem Erfolg bei deiner Familienforschung hast, solltest du diese 6 Fehler von Anfang an vermeiden.

Fehler 1: Du verlässt dich ausschließlich auf das Internet

Du hast grundsätzlich schon Lust, mit der Ahnenforschung zu beginnen. So weit, so gut. Was tust du also? Du schaust dich im Internet um, was du zu deinem Namen oder dem deiner (Ur)Großeltern findest. Aber du bekommst keine passenden Ergebnisse. Maximal vielleicht ein paar Treffer, die dich auf eine der kommerziellen Plattformen lotsen damit du direkt erstmal ein kostenpflichtiges Abo abschließt, um mehr zu erfahren. Ich kann dir versprechen: das wird so nicht funktionieren.

Du wirst nicht darum herumkommen, die ersten 100-120 Jahre „zu Fuß“ zu überbrücken. Warum? Schon alleine aus Datenschutzgründen. Personenbezogene Daten unterliegen gewissen Schutzfristen. Du kannst also davon ausgehen, dass du, wenn überhaupt, Informationen zu deinen Vorfahren findest, wenn du mindestens bis ins Jahr 1900 und früher vorgedrungen bist.

Aber auch dann wirst du mit ausschließlicher Suche anhand eines Namens nicht viel weiter kommen. Derzeit steht nur Bruchteil der genealogischen Quellen im Internet zur Verfügung. Und selbst wenn, dann sind sie in den wenigsten Fällen indiziert (durchsuchbar gemacht). Es muss sich also zunächst jemand sich die Arbeit gemacht haben, den handschriftlichen Text (beispielsweise aus einem Kirchenbuch) in einen durchsuchbaren Namensindex zu übertragen.

An Lese- oder Übertragunsfehlern des Indizierers möchte ich nicht einmal denken. Verlass dich also vor allem am Anfang deiner Recherchen nicht auf das Internet. In meinem Beitrag „Wo finde ich was – der ultimative Fahrplan für deine Ahnenforschung“ habe ich eine ganz einfache Übersicht zusammengestellt, welche Anlaufstellen du insbesondere für die Recherchen in den jüngeren Jahren nutzen solltest.

Fehler 2: Du übernimmst ungeprüfte Inhalte aus anderen Quellen

Wenn du schon etwas weiter in deiner Forschung bist, und beispielsweise auf einer der kommerziellen Plattformen (z. B. myheritage oder ancestry) angemeldet bist, wirkt das erstmal wie das reinste Schlaraffenland. Du lädst deinen Stammbaum hoch und bekommst je nach Mitgliedschaft automatische Hinweise auf Treffer. Treffer in anderen Mitgliederstammbäumen oder Treffer aus indizierten Sammlungen (Kirchenbücher, Personenstandsregister, Adressbücher etc.). Klick, klick, klick, schon sind ein paar fehlende Lebensdaten ergänzt oder sogar einige Verwandte mehr im Stammbaum vorhanden. Toll, was?

AUF GAR KEINEN FALL!

Übernimm nur Daten oder Inhalte in deine Aufzeichnungen, die du selber anhand der Originalquelle geprüft hast. Die Hinweise können lediglich ein Anhaltspunkt sein, wo du mit deinen weiteren Recherchen ansetzen kannst. Nimm dann aber auf jeden Fall Einblick in die jeweilige Quelle und entscheide selbst, ob die Daten korrekt sind und wirklich zu deinem Stammbaum gehören.

Selbst weiterführende Angaben in den Kirchenbüchern oder Standesamtsregistern können mit Fehlern behaftet sein. Daher schau nach Möglichkeit immer in Primärquelle. Wenn bei einer Heirat das vermeintliche Geburtsdatum der Eheleute angegeben ist, solltest Du dieses auf jeden Fall immer anhand der Geburten- oder Taufregister überprüfen. Bis dahin machst du dir am besten einen Merker an das Geburtsdatum, dass dieses „nur“ aus einer Sekundärquelle (z.B. „gem. Angabe im Heiratseintrag) stammt.

Fehler 3: Du machst keine Quellenangaben

Ganz böser Fehler. Du solltest dir von Anfang an immer die Quelle notieren, aus welcher deine Information stammt. Mach dir dabei auch bitte immer die Arbeit, die Quelle so detailliert anzugeben wie nur möglich. Benutze keine Abkürzungen! Oder kannst du garantieren, dass du in einigen Jahren immer noch weißt, ob „STA“ jetzt für Standesamt, Staatsarchiv oder Stadtarchiv steht? Schreibe bei jeder noch so kleinen Information auf, woher du sie hast.

Die Angabe zur Quelle machst du idealerweise immer nach dem Prinzip „von Groß nach Klein“:

  1. Standort/Fundort der Quelle
  2. Ort/Pfarrei
  3. Band Nr. oder Mikrofilm Nr. 
  4. Jahrgang (ggf. Inhalt; Taufen/Heiraten/Todesfälle)
  5. Jahr
  6. Seite (Kirchenbuch Seite oder Seite im Registerband)
  7. laufende Nr. des Eintrags

Beispiel: Erzbistumsarchiv Paderborn, Gaukirche Paderborn, Taufen 1822-1856, Jahr 1835, Seite 12, laufende Nr. 5

Ich weiß, das sieht nach viel Arbeit aus. Ist es auch. Aber wenn du dir direkt eine saubere Buchführung angewöhnst, wirst es dir dein zukünftiges Ahnenforscher-Ich danken.

Fehler 4: Du schreibst die Inhalte der Quellen unvollständig ab

Wenn du im Archiv recherchierst, solltest du immer den gesamten Eintrag kopieren oder fotografieren. Sind Fotografien oder Kopien nicht erlaubt, dann ist Handarbeit gefragt. Schreibe den kompletten Inhalt ab oder hacke ihn in deinen Laptop. Du glaubst nicht wie oft es mir schon passiert ist, dass ich in Eile nur die Namen der beteiligten Personen notiert habe. Name der Brautleute, Name der Eltern, vielleicht noch Name der Trauzeugen. Mehr brauche ich ja nicht.

Von wegen. Es gibt so viele Informationen die später noch wichtig werden können, gerade wenn du an deinem ersten toten Punkt angelangt bist. Hier nur einige Beispiele:

  • Beruf und Wohnort der Eltern,
  • haben die Eltern der Brautleute zum Zeitpunkt der Heirat noch gelebt?
  • waren Braut oder Bräutigam vorher bereits verheiratet?
  • welche Konfession hatten sie?
  • Gab es ein vorausgegangenes Aufgebot?
  • welche verwandtschaftliche Beziehung hatten die Trauzeugen zu den Brautleuten?

Es gibt so viel zwischen den Zeilen zu lesen, nicht nur bei Heiratseinträgen. Daher sichere dir immer den vollständigen Wortlaut des Eintrages.

Fehler 5: Du führst kein Rechercheprotokoll

Da die Archive ausschließlich dann geöffnet haben, wenn die meisten Leute arbeiten, beschränkt sich deine wirkliche Recherchezeit in den Archiven wahrscheinlich nur auf wenige Tage im Jahr, wenn du dir gezielt dafür Urlaub nimmst.

Verständlich, dass du dann möglichst viel Zeit mit der Recherche in den Kirchenbüchern und nicht mit unnötiger Protokollierung verbringen möchtest.

Auch hier mein Rat: du solltest zwingend notieren, welche Quellen du im Rahmen deiner Recherche bereits bemüht hast. Sonst stehst du irgendwann an dem Punkt wo du nicht mehr sicher bist, ob du das Kirchenbuch aus Hintertupfingen im Zeitraum 1750-1822 bereits durchforstet hast. Dann hast du keine andere Möglichkeit, als dir erneut die Arbeit zu machen.

Schreib dir daher immer auf, welche Recherchen du schon durchgeführt hast. Notiere dir, ob du das gesamte Kirchenbuch durchsucht hast, oder nur einzelne Seiten oder gar nur das Namensverzeichnis. Du machst dir sonst doppelte Arbeit, das garantiere ich dir. Ich werde dir in Kürze eine Version meines Rechercheprotokolls zur Verfügung stellen, mit dem ich ganz gerne arbeite.

Fehler 6: Du vergisst die lebenden Personen

Das ist meines Erachtens der größte Fehler überhaupt und ich spreche da aus eigener Erfahrung. Wie wichtig es ist, die lebende Verwandtschaft zu befragen, habe ich bereits im Beitrag 5 Schritte zum eigenen Stammbaum beschrieben. Stürze dich gerade am Anfang nicht sofort auf die Archive. Denn die Lebensgeschichten deiner Vorfahren wirst du nur zum Teil dort finden und erst nach Überbrückung eines gewissen Zeitraums.

Beginne damit, jeden deiner noch lebenden Verwandten zu befragen. Auch bei der Identifizierung alter Fotos sind die lieben Verwandten nach meiner Erfahrung eine unschätzbare Hilfe. Fang lieber heute als morgen an und sichere diese Erinnerungen.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Andrea

    P.S. Ort: Österreich , genauer das Salzkammergut.
    Zeit: Beginn des 20. Jahrhunderts (vor der Sperrfrist: 100 Jahre bei Geburten) und aufsteigend, bis hin zum 16./17. Jahrhundert.

    Die gemeinsamen Vorfahren des „Urstrumpfonkels“ und mir gehen bis zum 18. Jahrhundert zurück. Zwei Brüder sind es gewesen. Beide haben geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt. Meine Ahnen – bis auf eine Ausnahme – mit Mitte 20/Mitte 30, doch seine Ahnen oft erst mit Mitte 30/Anfang 40, was den Generationssprung erklärt.

    Weitere Nachfragen gerne per E-Mail, wenn Austausch hierüber erwünscht ist.

    Herzliche Grüße

    Andrea

  2. Andrea

    Hallo.

    Ich forsche auch bei meinen Ahnen, jedoch nur väterlicherseits, da mütterlicherseits schon vieles erforscht worden ist.

    Mit einem ehemaligen Kollegen bin ich weitschichtig verwandt, da seine Vorfahren mütterlicherseits – genauer sein Großvater – und meine Vorfahren väterlicherseits aus dem gleichen Dorf stammen.
    Mein „Urstrumpfonkel“ ist ein Onkel 8. Grades zu mir.

    Die Generationen wären ausgeglichen, wenn er Kinder und Enkelkinder hätte.

    Ich buddle dann mal bei meinen Ahnen weiter. Die gute Nachricht, es sind nur wenige Dörfer, die „schlechte“ Nachricht: Es gibt viele Namenskollegen/Berufskollegen/Adressenkollegen – ja tatsächlich.

    Eine Linie von mir hat an einer Adresse gewohnt und wenige Jahre später scheint dort der Großvater des „Urstrumpfonkels“ auf.

    Da muss wohl irgendwo ein Nest gewesen sein. 😉

    Ob die Großmutter des „Urstrumpfonkels“ auch mit mir verwandt ist, weiß ich noch nicht. Deren Geburtsname könnte zu meinen Verwandten mütterlicherseits bzw. einer Linie davon führen, aber mir fehlt noch der Beweis/der Gegenbeweis.

    Herzliche Grüße

    Andrea

  3. Klaus Bunse

    Hallo Sabrina,
    zuerst meinen Dank und Respekt für deine Arbeit. Deine Tipps kann ich nur unterstreichen, würde die Reihenfolge vielleicht aber anders setzen.
    Ich stehe selbst erst am Anfang mit Ahnenforschung (mein Vater hat mich infiziert) und finde meine Ansicht bestätigt, dass die noch lebende Verwandschaft in jedem Fall die ersten „Befragten“ sein sollten. Und nicht nur der Bequemlich- oder Geselligkeit halber oder weil niemand ewig lebt (zumal in gegenwärtigen Pandemie-Zeiten „Soziale Quellen“ recht unverhofft versiegen können). Sondern insbesondere auch, weil sich dort zumeist belastbare und frei zugängliche (!) Primärquellen befinden wie bspw. Geburts-, Tauf-, Heirats- oder Sterbeurkunden, mitunter sogar eine „verschollen“ geglaubte Familienchronik o.ä. mehr. Über mehrere Ecken meldete sich jüngst z.B. ein (Ur-?)Groß-Cousin bei mir, der inzwischen Anfang 80 ist, und mich an entferntere Familienzweige „vermittelt“ hat, wo man sich seines Wissens auch für Ahnenforschung begeistert… Läuft!
    Das „WeltWeitNetz“ ist m.E. eher selten hilfreich, da nur schwer verifizierbar ist, ob die ge-fundenen Angaben nicht doch nur er-fundene Angaben sind. Wie sagt man in meiner Generation? WWW = wirklich wenig Wahres. Wenn dann mal doch, dann kann es allerdings lohnenswerte Hinweise bieten, wonach man andernorts nachgraben sollte. Also nicht gänzlich außer acht lassen, aber eher nachrangig einstufen, sozusagen als Indizienbringer oder mal als Inspirateur.
    In die amtlichen oder kirchlichen Archive bin ich noch gar nicht eingedrungen, und doch habe ich schon eine „Unmenge“ Verzweigungen und Verästelungen meines familiären Stammbaums mit Daten befüllen können.
    Weitermachen!
    Beste Grüße,

  4. Jürgen Walther

    Hallo Zusammen,
    ich kann den Stammbaum meiner Familie von Heute bis zu den Eltern meine UR, UR, UR Großeltern anhand von Dokumenten aufzeichnen.
    Danach wurde mein Ur, Ur, Ur Großvater am 10. Dezember 1785 getauft. seine Eltern waren Walther Johann Adam,
    wahrscheinliches Geburtsdatum 26.03.1744, Ort unbekannt und Walther Christine geb. Lederhausen wahrscheinliches Geburtsdatum 11.12.1750, Ort unbekannt.
    Meinen sie, dass noch Daten weiter zurück zu finden sein werden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Jürgen Walther

  5. Erika Clasen

    Ich habe meinen vielen Cousinen und Cousins einen langen Ausatz bezüglich der Vorfahren unserer Großeltern zukommen lassen. Wir alle kannten nur unsere Großmutter (1890-1864): ich wusste, wo sie getauft wurde, mir waren die Paten bekannt, wo die Konfirmaton in Hh stattfand. Mir liegt die Todesanzeige aus der Zeitung des Arbeitgebers meines Großvaters aus 1938 (morgen werden es 82 Jahre wo er verstarb) vor, ich kannte die genaue Anschrift und und und. Ich konnte von der Familie vom Vater meiner GM berichten, von einem Ihrer Onkel, der 19jährig 1871 nach Iowa ging, heirate te, 3 bekannte Töchte bekam, wo er 1931 als Prediger starb.
    Auch die Schwester des Vaters meiner GM immigrierte in die USA, die dort einen voher immigrierten Deutschen aus ihrer unmittelbaren alten Heimat heiratete, 7 Kinder mit ihm bekam, wo sie dann 1930 in Illinois verstarb.
    Ich wusste, dass der Vater meiner GM vor der Ehe mit meiner Urgroßmutter mit einer Witwe mit Sohn verheiratet war, Vater wurde, aber Frau und Kind starben rasch. Mir war sein Wohnort in HH bekannt. Das Verhältnis zu seinem Stiefsohn muss gut gewesen sein, denn er war 1903 Trauzeuge.
    Ein Sohn meines Urgroßvater ging auch in die USA und wurde 1931 eingebürgert, wohnte in NY, starb 1966 in Illinois. Er war 2x verheitet.
    Ich stellte fest, dass meine Großeltern 9 statt 7 Kinder hatten, die aber bereits vor meiner Geburt verstorben sind.
    Ein Coudin fragte mich danach, woher ich alles wusste, kein Problem… man müsste halt nur gut forschen und alle Urkunden gut lesen.

    1. Sabrina

      Hallo Erika,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Das ist ja großartig, was du alles rausgefunden hast. Ja, sowas kann wirklich das Ergebnis guter Recherche sein. Ich versuche den Leuten auch immer zu verdeutlichen, dass es viel mehr zu erforschen gibt, als nur die reinen Geburts- Heirats- oder Sterbedaten. Mann kann wirklich viel zwischen den Zeilen lesen und durch zahlreiche Quellen ausserhalb von Standesamtsregistern und Kirchenbüchern das Leben unserer Vorfahren skizzieren.
      Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Erfolg bei deinen Forschungen!

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Ich bin Sabrina, Ahnen- und Familienforscherin sowie kreativer Kopf hinter der Stammbaum Manufaktur. In diesem Blog schreibe ich über alles, was dir bei der Suche nach deinen Wurzeln weiterhilft.

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