Ordnungssysteme sind in der Genealogie ein unverzichtbares Mittel um deine gesamte Verwandtschaft systematisch zu beziffern und damit den Überblick innerhalb deines Stammbaums zu behalten.
Es gibt eine Vielzahl von möglichen Systemen. Die Basis bildet dabei eigentlich immer das Kekule System, welches ich dir kürzlich in meinem Ahnenforscher ABC vorgestellt habe. Dieses System ist recht überschaubar, hat aber zwei entscheidende Nachteile: Es berücksichtigt ausschließlich die aszendentale Linie einer Person, also ausschließlich die Vorfahren (Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw.). Außerdem werden nur die direkten Vorfahren betrachtet. Geschwister und deren Nachkommen werden genauso wenig berücksichtigt wie angeheiratete Partner.
Am Anfang mag das Kekule System für deine Forschungen noch ausreichen. Je weiter du aber in deine Familiengeschichte eintauchst, desto eher wirst du auch die Nebenlinien betrachten müssen. Sei es, weil die Witwe nach dem Tod deines Ur-Ur-Uropas seinen Bruder geheiratet hat. Oder, weil dein Ur-Ur-Uropa bei jedem seiner Nichten und Neffen Taufpate und gleichzeitig auch Namensgeber war und du da einfach den Überblick behalten möchtest.
Wie schon gesagt, die Anzahl der möglichen Bezifferungssysteme der gesamten Verwandtschaft ist recht groß. Sei es nach D’Aboville, Henry oder De Villiers/Pama oder auch Varianten davon. Ich möchte hier im Detail gar nicht darauf eingehen. Beim Verein für Computergenealogie findest du unter dem Stichwort Genealogisches Ordnungsverfahren weitere Informationen zu den zahlreich vorhandenen Systemen.
Ich habe im Laufe meiner Ahnenforschung verschiedene Varianten ausprobiert, mit denen ich aber nie wirklich zufrieden war. Inzwischen nutze ich eine Kombination aus mehreren Systemen, welche ich dir hier vorstellen möchte.
Direkte Vorfahren
Meine Vorfahren in direkter Linie werden nach Kekule nummeriert. Mein Vater erhält also die Ordnungszahl (oder Ahnenziffer) 2, meine Mutter die 3.
Geschwister
Geschwister von direkten Vorfahren nummeriere ich mit Kekule + Kleinbuchstaben. Nehmen wir an, mein Vater hat zwei ältere Brüder und eine Schwester. Dann bekommt der älteste Bruder die 2a, der nächstjüngere die 2b, die Schwester die 2c. Korrekterweise erhält mein Vater dann die 2d, denn er ist ja das vierte Kind. Um aber deutlich zu machen, dass er direkter Vorfahre von mir ist, lasse ich seinen Kleinbuchstaben einfach weg.
Das mag jetzt noch komisch erscheinen. Ist doch klar, dass mein Vater mein direkter Vorfahre ist. Wenn du aber irgendwann in Generation 7 angekommen bist, wo es nicht selten mehr als 10 Kinder waren, kannst du so auf den ersten Blick erkennen, welches dieser Kinder dein Vorfahre in direkter Linie ist.
Angeheiratete Partner
Angeheiratete Partner erhalten die Ordnungszahl des Ehepartners, erweitert um ein P (für Partner). Bei mehr als einer Ehe wird wiederum eine Ziffer angehängt (P1 für den ersten Ehepartner, P2 für den zweiten Ehepartner etc.).
Deren Nachkommen, also deine Cousins und Cousinen, erhalten wiederum einen Kleinbuchstaben angehängt. Hier würde ich empfehlen, den Buchstaben immer an die Ordnungszahl der Mutter anzuhängen, weil dadurch direkt erkennbar ist, ob es sich um ein Kind aus erster oder zweiter Ehe handelt. Sofern es nachweislich nur eine Ehe gab, kann die Zahl nach dem P natürlich weggelassen werden.
Beispielaufgabe
Welche Ordnungszahl hätte nun die zweite Ehefrau meines Onkels (des ältesten Bruders meines Vaters)?
Sie ist die zweite Partnerin (P2) des ältesten Bruders (a) deines Vaters (2). Du brauchst die Reihenfolge dann quasi nur umdrehen und erhältst ihre Ordnungsziffer: 2aP2.
Auch wenn es anfangs erstmal recht kompliziert wirkt, ist dieses System doch recht übersichtlich und vor allem aussagekräftig, wenn man es ein paar mal angewandt hat. Erstmal ist anhand der Kekule Zahl in Kombination mit den Buchstaben immer erkennbar, auf welcher Person die Nummerierung basiert. In unserem Beispiel sind alles Nebenlinien des Vaters (2). Anhand der Unterscheidung von Zahlen, Kleinbuchstaben und des P für Partner kann ich auf einen Blick erkennen, in welcher Generation ich mich bewegen und ob es um angeheiratete oder (bluts-)verwandte Linien geht.
Ich muss aber gestehen, dass ich mir dieses System auch nicht so aus dem Ärmel schüttele, insbesondere für die weit verästelten Familienzweige mit mehreren Ehen. Auch die meisten Softwareprogramme sind nicht in der Lage, ein so individuelles System umzusetzen. Ich habe mir daher in meiner Ahnenforschungssoftware die Arbeit gemacht, in den Bemerkungen zu jeder Person die entsprechende Ordnungsziffer zu vermerken. Denn diese bieten gleichzeitig auch die Basis für mein Ablagesystem. Um den Überblick zu behalten habe ich mir zusätzlich einen alphabetischen Namensindex angelegt, wo ich zu jeder Person die dazugehörige Ordnungsziffer aufgelistet habe.
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Endlich einmal ein Ordnungssystem, was mir persönlich am meisten entgegen kommt. Zunächst wollte ich ja nur strikt die direkten Vorfahren, also Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw. erfassen. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass sich gerade in den Nebenlinien, also bei Geschwistern, Ehegatten usw. die interessanten Geschichten verbergen. Und wenn man sich erst einmal ein bisschen „eingegroovt“ hat, dann ist das meiste ziemlich logisch aufgebaut.
Hallo, das ist ja interessant, wie jeder das für sich strukturiert mit den weiteren Angehörigen der direkten Vorfahren.
Ich habe für mich eine Methode entdeckt, die im südafrikanischen englisch / afrikaans sprechenden Sektor ein Teil meiner Vorfahren abdeckt, zu finden ist. Das Prinzip ist das Stammvater -mutter System. Die älteste Person (Stammvater) innerhalb eines gemeinsamen weitervererbten Familennamen erhält Buchstabe A . Alle Kinder von A männlich erhalten ABnn (nn=Zahl startend mit 01 bis zum letzten Kind). Hat Kind AB01 drei Kinder bekommt das 1. Kind AB01C01, das 2.Kind AB01C02 etc. Bruder von AB01 also AB02 hat dann folgende 2 Kinder AB02C01, AB02C02. Das kann so bis Z weiterlaufen. Aus der geraden männlichen Linie der Eltern meiner Mutter hat sie über den Vater den Code AB04C05D10E09F04G01H01i05 erhalten, über ihre Mutter AB21C01D04E02F03G10h05 (also 1 Buchstabe weniger, kein Wunder Stammvater A (mütterlicherseits) war 2 x verheiratet, einmal 10 dann 11 Kinder. Für eine Rückverfolgung ist das hervorragend OK, hat allerdings den Nachteil, dass die Systematik bei weibliche Linie stoppt, sobald eine Ehe eingegangen wird. Der bis dahingeführte komplett aufgelaufene Code wird bei der weiblichen Person archiviert. DEr kann separat verfolgt werden bis zu deren A. Die weiblichen Nachfahren / Kinder erhalten den nächsten Buchstaben als Kleinbuchstaben.
Der Nachteil ist, dass dies System nicht für ALLE Vorfahren nebeneinander in einem Riesenbaum durchführbar ist. Eine solche Klette-Kette hat stets den Stammvater-Familiennahmen in der Liste an erster Stelle stehen. Ich habe das für meine vier Großelternteile für die männliche direkte Linie durchgeführt, das reichte schon.
Regards, Jim
Liebe Sabrina,
vielen Dank für die wunderbaren Tipps!
Ich bin gerade dabei, meinen Stammbaum mit dem Ordnungssystem von Dir zu ergänzen. Dabei ergeben sich folgende Fragen: Was mache ich mit unbekannten Vätern? Überspringe ich deren Ordnungszahl einfach, für den Fall, dass ich später doch noch einen Namen finde und dann sozusagen eine „freie“ Zahl für ihn habe?
Wie nummeriere ich Personen, die ich später noch finde, und in eine fertige Reihe eingefügt werden müssen? Beispiel: Ich finde später doch noch einen älteren Bruder, der nun eigentlich mit „a“ bezeichnet werden müßte, aber „a“ ist ja schon vergeben.
Für die Antwort vielen Dank im voraus!
Beste Grüße
Renate Singer
Hallo Sabrina,
ich nutze Ancestry und möchte nun meine Papierablage mit Ordungszahlen wie oben beschrieben ergänzen. Sinnvoll wäre es, wenn ich auch bei Ancestry zu jeder Person dieselbe Ordungszahl anhänge. Hast du einen Tipp (oder jemand anderes) an welcher Stelle in der Maske der einzelnen Personen diese Zahl am sinnvollsten einzutragen wäre?
Liebe Sabrina,
vielen herzlichen Dank für die Beschreibung Deines Ordnungssystems,
endlich habe ich eine weitestgehend schlüssige Struktur für meine Ablage gefunden.
Für das Problem, wie Kinder eines zweiten Partners einsortiert werden sollen, habe ich für mich die folgende Konvention getroffen:
die Kinder der direkten Linie sind beim Vater / 2 einsortiert nach Keule
Kind 8 und der Bruder/Schwester bekommen die 8a 8c
Vater 16
Mutter 17
Vater heiratet nochmal, die Frau bekommt 16P2 (2. Partnerin von 16)
16P2 und die Kinder von dieser Partnerin 16P2a 16P2,b, 16P2c
die Stiefbrüder und Schwestern sind dann eben hier, bei der zweiten Partnerin einsortiert.
ein Beispiel:
0016 Schneider, Emil (mein UrUrgroßvater),
0017 Mayer, Amalie (seine erste Frau)
die Kinder;
0008a Schneider, Marie, die älteste Tochter
0008b Schneider, Camill
0008 Schneider, Karl (hätte das Literal c, fällt aber weg, da er mein direkter Vorfahr ist.)
die zweite Frau (2. Partnerin von 16)
0016P2 Maier, Philomena
die Kinder mit ihr:
0016P2a (kurz nach der Geburt gestorben)
0016P2b Schneider, Jeanne
0016P2c Schneider, Angele
und dann weiter:
0016P2cP Jaques Brunstein, der Partner von Angele
ich hoffe das hilft dem einen und der anderen weiter
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für die umfangreiche Darstellung. Da nehme ich glatt für mein Ordnungssystem auch noch ein paar Anregungen mit. Richtig oder falsch gibt es da ja nicht, man muss nur konsequent bei dem einmal gewählten System bleiben.
Hallo Sabrina,
habe Deinen Block zufällig heute gefunden. Diese Nummerierung ist sehr ungewöhnlich. Dennoch sehr interessant.
Ich selber arbeite auf meinem Rechner mit dem Programm „Ahnenblatt“.
Dennoch habe ich mir meinen Stammbaum auch auf Word als Text geschrieben.
Beispiel:
1. Ur-Ahne
Ehefrau von Ur-Ahne
Kinder von (1) Ur-Ahne und Frau:
2 Kind und Ehefrau
3 Kind und Ehemann
4 Kind und Ehefrau
Dann eben Kind (er) von (2) von (3) usw.
Und habe sie durchnummeriert. Das letzte Mitglied im Stammbaum hat die Nr. 215.
Ist das richtig ? Ich habe praktisch mit meinem Ur-Ahnen angefangen und arbeite mich runter zu dem letzten Mitglied der Familie.
Oder ist es besser Dein System zu machen und anders zu nummerieren ?
Auf Antwort würde ich mich freuen
Gruß
Carmen
Hallo Carmen,
ich bin heute auf diesen Blog gestoßen, und erlaube mir mal auf Deine Frage zu antworten, auch wenn es schön ein paar Jährchen sind 🙂
Kurz zu mir, ich habe selber noch keine Erfahrung mit solchen Systemen, möchte aber jetzt damit anfangen und beschäftige mich deshalb damit.
Auch wenn Deine Nummerierung durchaus Sinn macht, gibt es ein größeres Problem, und zwar wenn du einen einen noch älteren Urahn findest. Hier müsstest du ggf. in die negativen Zahlen gehen, und es ergibt sich das gleiche Problem wie bei den Kindern der Nummer 1 im Kekule-System.
Die Nummerierung ‚von unten‘ ist normalerweise sinnvoller, weil man als heute lebende Person (die dann die Nummer 1 hat) häufig weniger Nachfahren als nachweisbare Vorfahren hat. Außerdem kann man an der Nummerierung der Vorfahren ganz gut das Verhältnis zu einem selbst ablesen, weil man mit der Nummer 1 eben die Basis bildet.
Dein System ist deshalb nicht falsch! Schau, was bei Dir am meisten Sinn ergibt.
Grüße
Julian
Liebe Sabrina,
erst mal ein großes Lob an dich für all die hilfreichen Informationen.
Würdest du mir bitte verraten mit welchem Programm du arbeitest, um die Daten deiner Ahnen zu erfassen?
Ich bin immer noch auf der Suche nach einer Software in der alle Daten/Verwandtschftsverhältnis im Staumbaum übersichtlich dargestellt werden und in der ich ggf. selber auswählen kann, was im Stammbaum angezeigt wird. (Bsp: Name, Geburtsdatum, Evtl. Sterbedatum und Notizen wie Sterbegrund, usw.)
Viele liebe Grüße
Jenny
Hallo Jenny,
vielen Dank für Dein Feedback. Die eierlegende Wollmilchsau habe ich auch noch nicht gefunden.
Für die Erfassung meiner Daten und der meiner Kunden arbeite ich meistens mit „Familienbande“. Das ist zwar etwas „oldschool“, aber ich kann damit damit die Angaben und die Quellen schnell und einfach erfassen. Für die Darstellung der Ergebnisse nutze ich seit kurzem Familytree 9. Dort gibt es sehr schöne und vor allem etwas moderne Möglichkeiten zur Erstellung eines Stammbaums bzw. einer Ahnentafel. Auch die Berichtsgestaltung ist dort sehr komfortabel.
Hallo Sabrina,
das Ordnungssystem erschließt sich mir vollkommen als logisch, aber auch ich habe eine Frage zur weiterführenden Nummerierung. Diesmal allerdings nicht in die Vergangenheit sondern ins Jetzt und in die Zukunft. Was ist mein Ehemann, eine 0 (ein Schelm, der Böses dabei denkt 😉 ) meine Kinder und deren Ehepartner, Enkelkinder? Sollte ich in dem Fall eine neue Linie, einen neuen „Probanden“ anlegen? Dann komme ich allerdings irgendwann mit MEINEM digitalen Ablagesystem durcheinander, weil ich dann dauernd 1er usw. habe. Oder ist das ein Denkfehler meinerseits?
Liebe Grüße, Brigitte Saager
Hallo Brigitte,
nein, du hast da keinen Denkfehler, das ist schon ein verbreitetes Problem. Grundsätzlich würde ich immer vom „jüngsten“ Probanden ausgehen. Aber das ist bei mehreren (Enkelkindern) schwierig, denn man will ja nicht jedes mal neue Probanden anlegen und die ganze digitale Ablage neu nummerieren. Ich habe mir tatsächlich schonmal damit geholfen, die Nummerierung ins negative laufen zu lassen. Dein Mann wäre also die 0P, Kind 1 die -1a, Kind 2 die -1b usw. Die Kinder von Kind 1 bekommen dann die -1a1, 1a2 usw. während die Kinder von Kind zwei die -1b1, -1b2 usw.
Das ist zwar keine konsequente Fortführung des Systems, aber es hilft. Und bei den noch lebenden Personen bin ich da eh nicht so streng, weil ich da meistens noch den Überblick habe, im Gegensatz zu den Vorfahren in siebter, achter oder neunter Generation.
Unabhängig davon würde ich Dir auch immer raten, einen alphabetischen Personenindex zu führen, das hilft beim Wiederfinden.
Ich danke sehr für die Vorstellung Ihres Ordnungssystems.
Es ist logisch, aber ich muss immer wieder auf Ihre Zahlen schauen.
Wie geht die Nummerierung weiter, wenn der angeheiratete Ehemann ein zweites Mal heiratet, weil die erste Frau verstorben ist?
Bei mir: mein Gross-Vater 4, seine Schwester 4e hat den Ehemann 4e P1. Dieser heiratet ein zweites Mal.
Wie nummeriert man den Witwer und seine 2. Frau?
Die 2. Frau ist ebenfalls verwitwet.
Vielen Dank für Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüssen
Renate Brunner
Hallo Frau Brunner,
da wird es in der tat etwas kompliziert. Da solche Konstellationen zwar vorkommen, aber nicht an der Tagesordnung sind, würde ich da nicht allzuviel Gewicht in die Überlegung legen. Wenn man mein favorisiertes System weiterführt, würde der angeheiratete Ehemann (4eP1) in zweiter Ehe die Ehefrau 4eP1a bekommen. Ihren Ehemann aus erster Ehe wiederum würde ich dann vielleicht mit 4eP1a1 nummerieren. Da wird es dann allerdings schon unübersichtlich, und der Vorteil einer „sprechenden“ Nummerierung geht verloren. Allerdings kenne ich kein System, welches solche Konstellationen sauber abbilden kann. In solchen Fällen hilft wohl nur eine tabellarische Gesamtübersicht, um den Überblick zu behalten. Dazu würde ich aber unabhängig vom jeweiligen Ordnungssystem IMMER raten.